Erinnerungen der Nacht by MAGGIE SHAYNE

Erinnerungen der Nacht by MAGGIE SHAYNE

Autor:MAGGIE SHAYNE
Die sprache: de
Format: mobi
Herausgeber: CORA Verlag GmbH & Co. KG
veröffentlicht: 2011-10-30T23:00:00+00:00


Keith

2. KAPITEL

„Zwei Wachen tot“, wiederholte DPI-Chef Weston Fuller, obwohl jeder Anwesende dieser Stabskonferenz die Zahl der Opfer bereits kannte. „Sechs weitere verletzt. Und dieser verdammte Jameson Bryant befreit und verschwunden.“ Er schlug mit der nach unten gedrehten Pfeife gegen das Glas des Aschenbechers und klopfte den verbrauchten Tabak heraus.

„Egal.“ Chefattaché Stiles ging seine Checkliste durch und nickte dabei. „Wir haben von ihm, was wir brauchen. Unsere Theorie hat sich bestätigt. Nach der Verwandlung sind die Männer unfruchtbar. Aber vorher, wenn sie noch Menschen sind …“

„Von wegen Menschen. Nur scheinbar. Tiere, allesamt …“

„Ja, hm …“ Stiles räusperte sich. „Jedenfalls, vor ihrer Verwandlung sind sie fruchtbar. Das Belladonna-Antigen scheint keinen Einfluss auf die Zahl der Spermien zu haben.“

„Wie ich befürchtet habe.“ Fuller stieß sich mit dem Sessel vom Konferenztisch weg, sodass die Rädchen unter seinem Gewicht ächzten, bevor er aufstand. Er sah zu Dr. Rose Sversky, die auf die siebzig zuging, aber immer noch die Beste im Forschungsteam des DPI war. Sie hatte kurz geschnittenes schneeweißes Haar und eine zierliche Gestalt. Sie sollte eine Schürze tragen und Enkelkinder auf dem Schoß wiegen, nicht Vampire sezieren, dachte Fuller.

„Haben Sie die Daten?“, fragte er. „Wie sieht es aus?“

Rose rückte die Brille zurecht, deren Gläser dick wie die Böden von Colaflaschen waren, und räusperte sich. „Von den zwölftausendfünfhundert weiblichen Subjekten, die wir in den vergangenen zwei Jahrzehnten getestet und/oder seziert haben“, sagte sie mit klinischer, kalter Stimme, „hatten nur rund dreitausend lebensfähige Eizellen in den Eierstöcken. Bei achtundneunzig Prozent davon lag die Verwandlung kein Jahr zurück. Bei keiner länger als dreiundzwanzig Monate.“ Sie blickte von ihren Notizen auf und betrachtete die Anwesenden über den Rand ihrer Brille hinweg. „Kurz gesagt, ja, Mr Fuller. Es wäre möglich, dass sich eine frisch verwandelte Vampirin mit einem sterblichen Mann paart und ein Kind zeugt.“

Hilary Garners Bleistiftspitze brach ab. Das Geräusch lenkte Fullers kalten Blick auf sie, er runzelte die Stirn. „Konzentrieren Sie sich, Garner. Wir brauchen diese Aufzeichnungen.“

„Ja, Sir.“ Sie versuchte, sich ihr Grauen nicht anmerken zu lassen, und holte sich vom Schreibtisch einen frischen Bleistift. Auf diese Position, Sekretärin von Weston Fuller, hatte man sie erst vor Kurzem befördert. Damit einher gingen eine deutlich bessere Bezahlung, wesentlich längere Arbeitszeit … und einige schreckliche, abscheuliche Enthüllungen über den wahren Sinn und Zweck dieser Organisation.

Als ihre Mitarbeiterin Tamara Dey sie vor vielen Jahren warnen wollte, hatte sie es nicht glauben wollen. Nichts sprach dafür, dass Tamara die Wahrheit sagte – über Entführungen, Folter, Mord.

Hilary blieb stehen und betrachtete ihr Spiegelbild in dem Bleistifthalter aus reinem Silber auf Fullers teurem Schreibtisch. Karamellfarbene Haut und große braune Augen mit wenigen Krähenfüßchen in den Winkeln blickten ihr entgegen, und ihr Spiegelbild flüsterte: Was zum Teufel machst du hier?

„Beeilen Sie sich doch bitte, Garner. Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit.“

Hilary räusperte sich, nahm einen Stift aus dem Gestell und ging hastig zu ihrem Platz neben Chief Fuller zurück.

„Nun denn“, fuhr er fort, immer noch an Rose Sversky gewandt. Sie war die beste – und vermutlich, dachte Hilary, die einzige – forensische Pathologin der Welt, die sich auf die Untersuchung der Überreste von Vampiren spezialisiert hatte.



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